Leaving

Anja, 23. September 2019

Dass der Abschied schwer werden würde, wusste ich bereits vor dem Abflug von Salvador nach São Paulo. Doch als wir dann heute morgen in São Paulo landeten, um nach Deutschland weiterzufliegen, war das Abschiednehmen doch schlimmer als erwartet.

Vor drei Wochen stiegen wir in Manaus aus dem Flugzeug. Seit diesem Tag haben wir in Brasilien 10.000 Flugkilometer zurückgelegt, 5 Städte und den Dschungel erlebt, 4 großartige Vorstellungen gespielt, Sightseeing gemacht, im Meer gebadet, das brasilianische Lebensgefühl erspürt und einen wertvollen Austausch mit den Menschen vor Ort gehabt. Es war eine sehr bewegende Reise mit unvergesslichen Erlebnissen.

Die Einblicke in das echte Brasilien wurde uns durch unser brasilianisches Team ermöglicht, die uns überallhin mitnahmen. In den letzten 2 Wochen sind wir zu EINEM Team zusammengewachsen und Dora, Grazi, André und Raka wurden zu unseren Herzensfreunden. Danke, dass ihr die Tour zu einem so intensiven und tiefen Erlebnis habt werden lassen!

Voll von Bildern, aufregenden Erlebnissen, Freude, Liebe und aufrichtigen Gesprächen nehme ich schweren Herzens Abschied von Brasilien und meinen Freunden hier. Ich werde zurückkehren.


Publikumsgespräche

Anja, 23. September 2019

Wieder ein ausverkauftes Haus im Teatro des Goethe-Instituts in Salvador. Die Vorstellung lief ganz wunderbar, spielerisch und überzeugend. 

 

Im Anschluss daran fand ein Publikumsgespräch statt. Es war das dritte Gespräch, welches wir nach den Aufführungen mit dem brasilianischen Publikum führten. Viele  Zuschauer blieben, darunter zahlreiche junge Leute. 

Immer wieder tauchen ähnliche Fragen auf. Wie wurde das Stück in Deutschland aufgenommen und wie wichtig ist Rosa Luxemburg für die Deutschen? Welche Länder bereisen wir als nächstes auf unserer Tour? Ängste vor einer kommenden Diktatur werden beschrieben. Die Frage taucht auf, wie Rosa Luxemburg denn Karl Liebknecht heute erklären würde, dass Bolsonaro in Brasilien gewählt wurde? Was die Menschen in Brasilien gegen die kommende Diktatur unternehmen könnten?

 

Zu allen Zeiten und auf dem ganzen Planeten ist die Grundlage, auf der die Menschen ihre Wahl treffen, die Ökonomie und die  Eigentumsverhältnisse. In Brasilien ist die Ungleichheit der Lebensbedingungen so stark, dass sie auf den ersten Blick sichtbar wird. Favelas stehen neben abgeriegelten Luxushäusern und die Polizei patrouilliert überall, um die Besitzenden vor den Mittellosen zu beschützen. Wir müssen erkennen, dass wir in Europa mitverantwortlich sind, dass der Regenwald in Brasilien abgeholzt wird, weil wir dann billiges Viehfutter erhalten. Wir müssen erkennen, dass diese unfassbar große Schere von Arm und Reich in Brasilien die Folge von Kolonialismus und Globalisierung ist.

 

Solidarität mit den Menschen auf der gesamten Welt muss das Ziel  sein. Zwischen Europäern und Afrikanern, Süd- und Nordamerikanern, Asiaten und Australiern. Wir alle leben gemeinsam auf nur diesem einen Planeten Erde. Wir alle müssen

aufwachen und überdenken, welches Leben wir führen und welche Welt wir unseren Kindern hinterlassen wollen.

Ich werde umarmt von fremden Menschen, die sich bei mir für das Stück bedanken. Und ich bin berührt, dass hier das Stück die Menschen ins Herz trifft und ihnen Hoffnung macht.


Pastell


Last but not least

Henrike, 25. September 2019

Die ersten Blicke auf die Stadt, aus dem Van heraus, haben nicht zu viel versprochen. Salvador war mit seinen zahlreichen Strandpromenaden, den prominenten bunten Häusern in Pelourinho und seinen lebendigen Nächten der ideale Ort für unseren Tourabschluss. 

Die Stadt ist bis heute afrikanisch geprägt. Dieser Einfluss kommt daher, dass im 16. Jahrhundert Afrikaner nach Brasilien verschleppt wurden, um in der Region von Salvador als Sklaven zu arbeiten. Das Stadtbild ist hier also nochmal ein ganz anderes als in den Städten, die wir bisher in Brasilien besucht haben. Gleichzeitig gibt es auch hier wieder die starken Gegensätze, die schon in den anderen Städten aufgefallen sind. Einerseits das Stadtzentrum, das sehr aufgeräumt und touristisch ist und seit 1985 zum UNESCO Weltkulturerbe gehört. Andererseits wieder zahlreiche Favelas, die das Stadtbild prägen und hier deutlich näher scheinen als in Rio oder São Paulo. 

Ich erlebe Salvador sehr intensiv, obwohl die Müdigkeit und Erschöpfung sich in den letzten Wochen und Tagen ins unermessliche gesteigert hat. Es sind so viele Eindrücke auf mich niedergeprasselt und der Schedule war und ist so eng gestrickt ist, dass keine Zeit blieb, zwischendurch runterzufahren und zu fassen, was gerade passiert. Trotzdem oder gerade deshalb habe ich das Gefühl, immer unterwegs sein zu wollen, um all das aufzusaugen, was unsere letzte Station in Brasilien zu bieten hat. 



Letzte Station

Henrike, 19. September 2019

Der Abschied von Rio ist vielen von uns nicht leicht gefallen. Aber die Tour geht weiter und so haben wir heute unsere letzte Station - Salvador da Bahia - erreicht. Der erste Blick, den wir während der Fahrt vom Flughafen zum Hotel aus dem Van heraus auf die Stadt werfen konnten, verspricht sehr viel. Das Versprechen hat sich auch gleich eingelöst bei einem gemeinsamen Abendessen an der Strandpromenade mit Atlantikfeeling. Morgen haben wir einen freien Tag. Den werden wir in vollen Zügen genießen!!