Unaufhaltsam?

Henrike, 8. September 2019

Wir schippern über den Amazonas, um uns herum erhebt sich der Regenwald, dessen Sträucher und Bäume in tausenden Farben blühen. Zahlreiche Vögel kreuzen unseren Weg: Grüne, gelbe, blaue Papageien, die in kleineren Gruppen umherfliegen, Wasserreiher, die auf die Wasseroberfläche zustürzen und sich kurz darauf mit einem Fisch im Schnabel wieder in die Luft erheben. Das Zwitschern um uns herum ist geradezu ohrenbetäubend. Die zahllosen farbenprächtigen Schmetterlinge lassen sich, während unserer Wanderung durch den Dschungel, am Wegesrand nieder und flattern dann weiter......so habe ich mir den Amazonas nach allen Dokumentationen, die ich bisher über die Flora und Fauna des Regenwaldes gesehen habe, vorgestellt. Die Realität sieht aber ganz anders - erschreckend anders - aus. Obwohl wir die letzten drei Tage viele Kilometer tief im Dschungel verbracht haben, haben wir diese eben beschriebene Vielfalt kaum zu sehen bekommen. Um einenVogel oder Affen oder Schmetterling zu erspähen, mussten wir die Augen die ganze Zeit aufmerksam offen halten und wenn ein Tier aufgetaucht ist, hat es jedes Mal große Aufregung gegeben und das Fernglas wurde herumgereicht, um einen näheren Blick auf die Kreatur zu werfen. Zuerst habe ich angenommen, dass es vielleicht an der Region liegt, in der wir uns aufhalten oder dass mein Bild vom Amazonas eine Illusion war, die jetzt der Realität weichen muss. Aber unser Guide hat uns das Artensterben bestätigt. Über 3000 Spezies gehen pro Jahr unwiederbringlich im Amazonasgebiet verloren. Ein menschengemachtes Desaster, das still und leise Tag für Tag vor sich geht. Ein riesiges Militärareal im Norden, Straßen, die sich in den Urwald fressen, Brandrodungen überall, Minen und Motorboote...Nichts scheint mehr unberührt zu sein. Vor diesem Hintergrund war es fast ein bisschen traurig, im Wald unterwegs zu sein und so sehr auf Tiere lauern zu müssen. Trotz dieser Entwicklung ist die Landschaft definitiv traumhaft schön und es war unfassbar beeindruckend, abends auf der Veranda, mit Blick auf den Fluss zu sitzen, am Horizont den Sonnenuntergang zu beobachten und im Vordergrund Flussdelfine springen zu sehen. Aber es ist leider spürbar, wie sehr dieser Regenwald im Wandel ist, dieser Wandel lässt sich nicht leugnen und das wurde mir durch die Eindrücke der letzten Tage nochmal schlagartig bewusst.

Der Blick von unserer River View Lodge
Der Blick von unserer River View Lodge
Sonnenaufgang über dem Rio Juma
Sonnenaufgang über dem Rio Juma


Bedrohlich

Anja, 8. September 2019

Heute Nacht erwache ich vom Rauch. Erschrocken stelle ich fest, dass hier mitten im Dschungel kein Entkommen ist von Rauch und Feuer. Keine Fenster können geschlossen werden. So also geht es den Pflanzen und Tieren und 600.000 indigenen Menschen, deren Lebensraum Tag für Tag zerstört wird.

 

Sehr wahrscheinlich zieht von einem weit entfernten Feuer nur der Rauch über uns hinweg. Wir reisen heute wieder ab. Tatsächlich wird aber plötzlich hautnah spürbar, wie sehr der Lebensraum Amazonas bedroht ist.


5. September 2019

Heute Frühstück 6:45 Uhr. 7:15 Uhr holt uns der Pick-up vom Hotel ab und dann geht es los ins Abenteuer Dschungel. Mitten im Amazonas haben wir kein Netz, werde unsere Erlebnisse aber festhalten und danach einen Reisebericht in die Welt senden. 


Dschungelmetropole

Anja, 4. September 2019

Manaus, eine 2-Millionenstadt mitten im Regenwald. Eine Schönheit ist es wahrlich nicht.

 

Ein Gewirr von Kabeln hängt über maroden Straßen, Müll fliegt allerorten zwischen halbverfallen Häusern herum. Es ist heiß, schwül und die Luft ist stickig.

 

Gestern Nacht brannte eine Favelha ab. 600 Häuser vernichtet. Den Brand konnte ich von meinem Hotelzimmer aus beobachten.

 

Die Hitze setzt uns zu. Wasser ist zu jeder Zeit unerlässlicher Begleiter.

 

Im Teatro Amazonas erleben wir eine interessante Führung. Das Gebäude erinnert an die besseren Zeiten aus der Vergangenheit als Kautschukbarone die Stadt zu großem Reichtum führten.Wir sehen den prächtigen Saal mit 710 Plätzen. Die Garderobe ein Highlight !

 

Am Abend ein Gitarrenkonzert mit dem Universitätschor. Der Chor singt teilweise quietschend schief, aber mit solcher Inbrunst, dass es uns und das zahlreiche Publikum erfreut. Das Abschlusslied AMAZONAS ist ein richtiger Ohrwurm. Übrigens, Konzerte und Theater ist hier oft umsonst für die Bevölkerung!


Flugbericht

Henrike, 4. September 2019

...jetzt geht's los! Ungalublich aber wahr! 1. September, 17:50 Uhr
...jetzt geht's los! Ungalublich aber wahr! 1. September, 17:50 Uhr

Für einen ersten kleinen Aufreger hat schon zu Beginn das Check-in am Berliner Flughafen gesorgt: Wir sind gleich zu Anfang damit konfrontiert worden, dass wir jetzt für die nächsten Wochen zusammen hängen und irgendwie auch voneinander abhängig sind. Unsere Tickets waren auf eine Buchungsnummer gebucht, sodass wir gezwungen waren, zusammen einzuchecken. Als Anja und ich den Prozess schon fast abgeschlossen haben, stellen wir fest, dass wir die Daten von Lutz und Ernest brauchen. Die beiden sind aber noch auf dem Weg zum Flughafen. Also Check-in Vorgang abbrechen. Möchten Sie den Vorgang wirklich abbrechen? Ja, Vorgang abbrechen. Bei Lufthansa läuft vom Erhalt des Boarding Passes über das Labeln des Gepäckstücks bis hin zum Bag drop-off inzwischen nämlich alles Automaten gesteuert. Es lässt sich darüber streiten, ob das effektiver ist. Noch funktioniert es auf jeden Fall nicht so reibungslos, wie es zu wünschen wäre und deshalb hat man auf dem Weg bis zur endgültigen Gepäckabgabe mit sehr gereizten Flughafen-Mitarbeiterinnen zu tun. Man kann es ihnen nicht verübeln. Wir lassen uns die Laune nicht vermiesen, machen ein erstes Gruppenfoto und begeben uns zum Gate. Einziges Ärgernis über das verzögerte Check-In ist, dass wir keine große Auswahl bei der Sitzplatzwahl haben. Jetzt sitzen wir alle hintereinander statt nebeneinander aber wie gesagt, “kleinere Aufreger”.

Mit dem Doppeldecker nach Sao Paulo
Mit dem Doppeldecker nach Sao Paulo
Frühstück in Sao Paulo
Frühstück in Sao Paulo
Blick auf den Amazonas
Blick auf den Amazonas


Berlin - Frankfurt - São Paulo - Manaus.

2. September 2019

Nach einer prinzipiell reibungslosen Reise mit einigen kleineren Aufregern, sind wir nach über 24 h mitten im Amazonas gelandet. Verrückt! Einigermaßen geschafft und überwältigt von dem Gedanken nach "wenigen" Flugstunden in Südamerika zu sein, checken wir im Hotel ein und genießen erstmal ein Ruhepäuschen. Bei uns ist es jetzt 13.15 Uhr, während in Deutschland schon der Abend hereinbricht. Der Tag hier ist also eigentlich noch jung, aber wir werden die sechs Stunden Zeitverschiebung bestimmt demnächst zu spüren bekommen.

Wir kommen erstmal an und geben dann ausführlicher Bericht!